Was leistet die nationale Hilfsgesellschaft vor Ort?
Der Türkische und Syrische Rote Halbmond ist mit einer Vielzahl an ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräften im Einsatz. Sie unterstützen die Menschen vor allem mit mobilen Küchen, Verpflegungsfahrzeugen, Zelten und Decken. Dabei wird den Menschen psychosoziale Unterstützung in dieser schwierigen Zeit geboten und der Transport von Blutprodukten in die betroffenen Schadensgebiete ermöglicht.
Ist das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ebenfalls im Einsatz?
Dem Bayerischen Roten Kreuz liegt zum jetzigen Zeitpunkt (Stand 06.02.2023, 18:00 Uhr) kein Einsatzauftrag des Deutschen Roten Kreuzes als nationale Hilfsgesellschaft in Deutschland vor.
Wie laufen internationale Einsätze dieser Art ab?
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist auf der gesamten Welt in nationale Hilfsgesellschaften aufgeteilt. In Deutschland ist die nationale Hilfsgesellschaft beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz, in der Türkei der Türkische Rote Halbmond und in Syrien der Syrische Rote Halbmond. Das „weltweite Dach“ all dieser Hilfsgesellschaften bildet die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung mit Sitz in Genf, Schweiz (IFRC). Das IFRC steht daher auch in engem Kontakt mit dem Türkischen Roten Halbmond und koordiniert auf internationaler Ebene etwaige Hilfsanfragen. Der Türkische Rote Halbmond, als vom Erdbeben betroffene nationale Hilfsgesellschaft, wird gegenüber dem IFRC Bedarfe und Anforderungen formulieren, die seitens des IFRC koordiniert und an die jeweiligen nationalen Hilfsgesellschaften zur operativen Durchführung weitergeleitet und in internationale Einsatzaufträge übersetzt werden. Empfängt das Deutsche Rote Kreuz, als nationale Hilfsgesellschaft in Deutschland, ein solches Ersuchen, wird es dieses zeitnah prüfen und je nach vorhandener Ressourcen und Kapazitäten an DRK-Landesverbände (z. B. Bayern) weiterleiten. Das Bayerische Rote Kreuz würde dann im Auftrag des IFRC in den Einsatz gehen.
Welche Kompetenzen / Ressourcen hätte das Bayerische Rote Kreuz allgemeingesprochen für den Einsatz in Gebieten, die von einem Erdbeben betroffen sind?
Grundsätzlich ist das Bayerische Rote Kreuz in diesem Bereich sehr breit und international aufgestellt. Das Bayerische Rote Kreuz hat beispielsweise ausgebildete Trümmersuchhunde, die darauf spezialisiert sind, in Trümmern nach Menschen zu suchen. Unterschieden werden bei Rettungshunden grundsätzlich vier Arten der Suche: Flächensuche, Trümmersuche, Mantrailing und die Wassersuche. Durch die gute Spürnase der Vierbeiner und ihre Größe, können Sie Menschen finden, auch an Stellen, die für den Menschen unzugänglich sind, wie zum Beispiel unter Trümmer eines eingestürzten Hauses oder sie verfolgen den Geruch über Kilometer weit. Auch im Bereich der Trinkwasseraufbereitung, im Aufbau und Betrieb einer Kläranlage oder in der Errichtung von Kommunikationsinfrastruktur hat das Bayerische Rote Kreuz Expertise.
Bietet das BRK diese Unterstützung an?
Die Hilfeleistung im internationalen Kontext ist komplex, aber deshalb nicht weniger effizient. Hier gibt es klare Regularien, die allen Beteiligten bekannt sind. Eine davon ist beispielsweise, dass einzelne nationale Hilfsgesellschaften nicht proaktiv auf die betroffene nationale Hilfsgesellschaft zugehen und Hilfe aktiv anbieten. Die Kommunikation mit der nationalen Hilfsgesellschaft wird über die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung (IFRC) koordiniert und kanalisiert. Dadurch wird verhindert, dass die operativ stark eingebundene nationale Hilfsgesellschaft nicht mit gut gemeinten Hilfsangeboten überfrachtet wird – sondern zielgerichtete und bedarfsorientierte Hilfsangebote gebündelt vom IFRC mit der betroffenen nationalen Hilfsgesellschaft kommuniziert werden.
Wieso ist das BRK nicht schon längst unterwegs?
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist stark aufgestellt. Auch der Türkische Rote Halbmond, der Syrische Rote Halbmond und weitere umliegende Nationen sind gut und leistungsfähig aufgestellt. Insofern ist es nicht unüblich, dass in der anfänglichen Einsatzphase kein internationaler Unterstützungsbedarf besteht. Bei Ereignissen der Vergangenheit war es oft so, das internationale Hilfeersuchen erst einige Tage später formuliert wurden, nachdem die anfängliche und in Fachkreisen so bezeichnete „Chaosphase“ überwunden ist und die einsatzleitenden Stellen einen Überblick über das Schadensausmaß haben und zielgerichtete internationale Unterstützung anfragen.